Wie du mir so ich Pinguin

Als das Schiff sank, kam mir nur ein Gedanke in den Sinn. Zum Glück war ich kein Passagier davon. Ich sass gelangweilt auf einer Eisscholle und beobachtete wie der Bug sich langsam mit Wasser füllte. Wie ich auf diese Eisscholle gekommen bin? Durch Umstände, welche einem Pinguin und einer Seerobbe das Leben gekostet hat.

Eigentlich war ein harmloser Trip nach Norwegen geplant. Doch wer kann ahnen, dass es auch ein Oslo in Grönland gibt – ich sicherlich nicht. So habe ich einen Adventure Trip nach Grönland gebucht und endete mit vier Topmanagern, die auf einem Selbstfindungstrip waren, in der Einöde nahe am Nordpol. Überlebensstrategien wurden sorgfältig geschmiedet, die Chance lebend hier wegzukommen schien gleich null. Ich hingegen wanderte einfach einmal darauf los und gönnte mir ein Bad in einem dieser natürlichen Termosbäder. Splitternackt sass ich in dieser kraterähnlichen Scholle und liess die Topmanager darüber grübeln, ob das Teambuilding Programm nun auf dem richtigen Weg sei.
Zwei Stunden später machte ich mich, mit reichlich aufgeweichten Gliedmassen, auf die Suche nach Essbarem. Als ich an die Küste gelangte watschelte mir ein Pinguin entgegen. Dies schien mir eine gute Futterquelle zu sein und so sprang ich auf den Frackträger und entriss ihm den Fisch, den er zwischen seinem Schnabel hielt. Ihr habt vielleicht nicht gewusst, dass Pinguine wütend werden können; sie können es!
Zwei Stunden dauerte der Kampf, bevor ich ihm den Fisch mit gestreckten Waffen überlassen musste. Der Gedanke zu meinen Flugbegleitern zurückzukehren schien naheliegend, da erspähte ich auf einer kleinen Eisscholle eine Seerobbe. Wer es mit einem Pinguin aufgenommen hat, der muss vor einer Seerobbe keine Angst mehr haben und so schwamm ich wie ein Delphin durch die eisigen Fluten. Spätestens jetzt wird die Geschichte unglaubwürdig, deshalb übertreibe ich noch ein wenig. Die Seerobbe hatte wohl nicht all zu viele Freunde, kein Wunder bei dem Gestank. Sie tat mir leid und so sass ich hungernd, frierend und mit einem blauen Auge auf der Scholle des Verderbens.
Da krachte etwas, wie Holz das in tausend Teile zersplittert. Innert kürzester Zeit sank das Schiff und eröffnete mir ungeahnte Möglichkeiten. Proviant kam in kleinen Kisten auf mich zugeschwommen. Ich hatte das Festmahl meines Lebens und als ich wieder einigermassen zu mir kam, da war es still um mich. Hätte ich die Menschen retten sollen? War es egoistisch von mir, nur an mein Essen zu denken? Ja das war es; aber der Pinguin war genauso rücksichtslos!

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