Lebe Wohl, betrunkener Gast
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- Erstellt: Dienstag, 15. Dezember 2009 19:54
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Ein wenig betrübt trat ich einen losen Stein durch die mitternächtliche Gasse und setzte mich auf den Randstein um über Nüchternheit nachzudenken. Ziemlich betrunken verfehlte ich die Kante und landete im Strassengraben. So entschloss ich dort nachzugrübeln, da es mir von unnötigem Aufwand erschien, nur wegen des Grübelns wieder aufzusitzen.
Ein Bierabend lag gerade hinter mir, ohne damit zu rechnen, alleine nach Hause gehen zu müssen. Der Abend startete verheissungsvoll. Das Mädchen gegenüber starte mir vollbusig in die Augen und erklärte sich wenig später dazu bereit, sich ein Bier von meinem Freund spendieren zu lassen. Er wusste zu diesem Zeitpunkt noch nichts von seinem Glück, wurde aber mit darauffolgendem missachtendem Blick höflich darauf hingewiesen. Das eine Wort gab das andere und vier Stunden später tanzten wir in der nun leergefegten Bar zu „Boogie Woogie Flue“. Es war vielmehr ein Stolpern mit zuvorkommendem Auffangen des willigen Gegenübers. Ich schaute ihr tief in den vollbusigen Blick und sprach die Worte der Wahrheit zu ihr. Die nächsten Minuten kann ich nicht mehr detailgetreu rekonstruieren, jedoch beteuerte sie, nicht am Attentat von Kennedy beteiligt gewesen zu sein. Ich glaubte ihr.
Wir entschlossen uns die letzte Bar vorzunehmen, um anschliessend wie erwachsende Menschen einander die Hand zu reichen und sich mit einem Hüftknick auf lebe Wohl zu sagen. Wir schworen uns, nicht die Art von Betrunkenen zu sein, die sich schworen, nicht betrunken zu sein. Wir akzeptierten die Tatsache, mehr über uns preiszugeben, als wir selber über uns wussten.
So liege ich nun in diesem Strassengraben und bin stolz, ihr wie erwachsene Betrunkene die Hand gereicht zu haben. Falls ich je wieder aufstehen sollte, und dies wird zwangsläufig am Morgen der Fall sein, schreibe ich nüchtern eine Geschichte; über den Zustand des betrunkenen auf lebe Wohl Sagens.
So wird man älter. So lernt man... und so versucht man auch wieder zu vergessen!