Elephant am Schreibtisch

Von der Hitze niedergerungen liege ich beduselt im Gras und beobachte bizarre Wolkenformationen. Ein Elephant am Schreibtisch zieht langsam vorbei und löst sich binnen Sekunden in seine Einzelteile auf. Nur die Ohren schweben noch stabil gegen den Horizont und vereinen sich zu einem Herz. Zuviel des Kitsches.

So wandern meine Augen nordwärts und blicken in das einzig blaue Loch in der wattigen Wolkendecke. Man kann es Engeln nicht verübeln, dass sie sich diesen Ort als stationären Verbleib ausgesucht haben (und wer will es ihnen schon verübeln?). Falls ich nicht in die Hölle komme, und diese Chance ist nach meiner Spende an den WWF noch intakt, wähle ich eine Gewitterwolke als mein Domizil aus. Ungeachtet der höheren Miete im Verglich zur Kumuluswolke, die in meinen Augen sowieso nur unnötig aufgebauscht wurde. So würde ich an all die Orte schweben, die sich zu meinen Lebzeiten als Qual erwiesen. Würde über die Köpfe all jener meinen Platz einnehmen, die niemals die Schattenseiten des Lebens kennengelernt haben. Ja, ein Rachefeldzug auf der Gewitterwolke meiner Träume. Doch so wie ich dieses Abenteuer einschätzen kann, wird es enden noch bevor Petrus mich mit seinem schalen Begrüssungsfrüchtekorb empfangen kann.

 

Während ich immer noch im Gras liege hat sich der Elephant samt Ohren und Schreibtisch wieder vereint und lässt eine geballte Ladung Regen auf mich niederprasseln. Ich kann es ihm nicht verübeln, liege ich hier doch auf artgeschützten Pflanzen. Doch das das WWF schon derart hinterhältige Mittel einsetzt erstaunte mich nicht sonderlich. Immerhin schicken sie seit Jahrzehnten unterbezahlte Studenten auf die Strasse, welche der tiefen Überzeugung sind, Idealismus und Naturschutz sei dasselbe.

 

PS: falls ich es doch noch auf meine Regenwolke schaffe, können diese Studenten mit ihren Clipboards aus Bambus aber etwas erleben!

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