"Die kleinen Dinge zählen im Leben". Wieder so ein lockerer Spruch welcher mein Arbeitskollege im Vorbeigehen philosophisch unterbetont von sich gab. Genau er musste das sagen, dachte ich mir und versuchte den Papierkorb am anderen Ende der Vierwandnische zu treffen – wieder daneben. Ein Arztbesuch käme jetzt gerade richtig, oder eine Brandübung. Doch Nichts regte sich, schon gar nicht die Heizung. Der Zeitpunkt des Kopfkrieges begann einzusetzen. Schlechte Gedanken mit dem Feierabend vertrösten, nerviges Tastaturgehacke vom Herrn Gegenüber kaltblütig ignorieren, einfach Sein ohne zu existieren. Es sieht dir niemand an, wie Gedankenmüde man weilt, damit Arbeitspräsenz bei der nächsten Teamsitzung nicht auf der Trakttantenliste steht. Doch man kann ganz schön lange Weilen ohne den Hauch von Mitleid zu erhaschen. Beschäftigt sehe ich aus, geradezu von Arbeit überfallen beugt sich mein Kopf über horrend aussehende Graphiken. Ich beginne heimlich die Linien zu verbinden und halte sobald einen Esel mit nur einem Ohr in den Händen. Irgendwie noch witzig, sogleich das schlechte Gewissen zu klagen beginnt. Ich knülle, werfe, treffe daneben und der Kopfkrieg beginnt wieder aufs Neue. Da schnellt mir ein Lied in den Kopf, welches in meiner Schulzeit ein fester Bestandteil des Cool-Seins war und beginne leise zu summen. Erinnerungen der Selbstüberschätzung, vorgetäuschten Depressionen und miesen Rendezvous kamen auf. So ging das noch eine Weile, bis ich unserem neuen Stift noch einen Arbeitsauftrag e-mailte, mir meinen Mantel umhing und die Schreibtischlampe mit Stromsparglühbirne ausschaltete. Es müsste wieder einmal jemand all dieses Papier neben dem Abfall entsorgen, rief ich meinem Arbeitskollegen zu. Auch Kleinvieh macht Mist fügte ich an, zwinkerte ihm philosophisch überbetont zu und verliess das Gebäude. Seit ich Vorgesetzter bin, hat sich nicht viel geändert. Sich einfach nicht erwischen lassen – ein bisschen wie zu Schulzeiten.