Der Wochenend Freund

Manchmal schreibe ich einfach, weil mir ein guter Titel einfällt. Dann muss ich aber noch einen einigermassen sinnvollen Text darunter schreiben, was eine ziemlich zermürbende Angelegenheit sein kann. Mit welchem überragenden Satz soll man beginnen? Der Leser muss schon eine Vermutung haben, um was es geht, jedoch völlig im Dunkeln tappen. Da ich dies noch nie gekonnt habe, erzähle ich euch die Geschichte des Wochenend Freundes (ohne Bindestrich).

Es war noch früh am Morgen, als mein Telefon klingelte. Zum Glück hatte die pensionierte Künstlerin die oben an mir wohnte einen Schlaganfall und die Sirenen der Sanität weckten mich auf. Des andern Leid usw. Auf jeden Fall klebte ich richtiggehend am Hörer. Was dieser Mensch mir hier erzählte übertraf alles, was man an einem Samstagmorgen erwarten konnte. Fasziniert und schockiert sogleich brachte ich keinen Ton heraus. Nach gefühlten zwei Stunden legte ich völlig erschöpft den Hörer auf und war nun stolzer Besitzer von drei brandneuen „Flash-vacuum-Cleaner 3000“. Genüsslich schlürfte ich am Kaffee, und stellte mir so vor, was man mit diesen Staubsaugern alles anstellen könnte. Mit der einen Hand erledige ich die Küche und mit der anderen sauge ich gleichzeitig das Wohnzimmer. Gleiten, ja schweben werde ich durch die Wohnung und mich vom Citrusduft betören lassen, der alle zehn Sekunden aus dem Gerät strömt (so auf jeden Fall hat es mir die Stimme am Telefon gesagt).
Zwei Tage später war es soweit. Es klingelte, zwei muskelbepackte Frauen kamen die Treppe hoch und stellten mir drei riesige Kartonschachteln vor die Füsse. Mit einem verlegenen Lächeln quittierte ich und schloss mit grossen, wässrigen Augen die Tür. Nach einer Stunde musste ich feststellen, dass Staubsauger auch nur Maschinen mit beschränkter Intelligenz sind. Die Saugkraft war in Ordnung, jedoch lief die Citrusflüssigkeit aus und überschwemmte meine Wohnung. Völlig benebelt von soviel Duft packte ich einen der Sauger am Rüssel und schleppte ihn einen Stock weiter nach oben. Als ich klingelte öffnete mir die Künstlerin mit einem netten Lächeln. Als ich sie nach ihrem Gesundheitszustand fragte, bekam ich eine verwirrende Antwort. Sie hätte überhaupt keinen Schlaganfall gehabt, aber eine ihrer Skulpturen hätte den Arm verloren. Wusste gar nicht dass es eine Skulpturensanität gibt. Sie freute sich ungemein über den „Flash-vacuum-Cleaner 3000“ und schenkte mir zum Dank eine getöpferte Vase.
Was der Titel verspricht, löst sich in dem Text nicht ganz auf… dies habe ich Ihnen am Anfang aber versprochen!

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