Tofino

Des Bibers Reisebericht - Tofino Die Fahrt von Seattle zurück nach Vancouver verlief ohne weitere Zwischenfälle. Der Zöllner blickte mich nur ein wenig ungläubig an, als ich ihm meinen canadischen Pass vorlegte und in einem einwandfreien Akzent erklärte, ich hätte das Obst nur für den Eigenverzehr im Seitenfach versteckt. Er hatte Wichtigeres zu tun an diesem Tage und liess mich mit einem herzerwärmenden „Welcome back“ von Dannen ziehen. Vancouver war erreicht und die Vorbereitungen für Tofino waren mit dem Erwerb des Greyhoundtickets auch schon erledigt. Planen war mir nicht spontan genug... ich würde recht behalten.

Das Rad der Zeit Ein weiteres Mal bestieg ich in Horshoe Bay die Fähre in Richtung Nanaimo. Ich setzte mich aufs Deck und liess Gedanken, Gedanken sein. Es war die letzte Reise, bevor ich wieder in die Schweiz zurückkehren würde und ein würdiger Abschluss meines Canadajahres. Nach der Fähre ging es mit dem Bus weiter nach Port Alberni und von da aus sollte es an die Westküste von Vanocouver Island nach Tofino gehen. Soviel zur Theorie, doch irgendjemand hatte wohl Wind davon bekommen, dass ich mich in diesem Bus befand. Ich setzte mich taktisch klug in den hinteren Teil des Buses (nahe dem Emergency Exit). Die besoffene Indiandergemeinschaft hatte wohl den selben Gedanken. Mein direkter Sitznachbar beugte sein Gesicht in das meinige und machte eine flüchtige Bemerkung über meinen Kleiderstil: „I like your hat“. Ich fühlte mich geschmeichelt und unbehagen zugleich. Ich vertiefte mich in meinen Tofinotourismusprospekt und genoss den Geruch von selbstgebranntem Schnaps. Trotz allem bot sich die Landschaft von ihrer besten Seite und erinnerte mich wieder daran, warum ich diese Busreisen immer wieder auf mich nehme.

Port Alberni war erreicht und wir mussten nur wenige Minuten auf einen anderen Bus warten. Ein wenig benebelt blickte ich in eine Wellblechhütte auf der anderen Strassenseite. Trübe Augen blickten aus dem Fenster zu mir hinüber. Die ganze Region versprühte ein wenig den Harlemcharme, ohne jedoch gefährlich zu wirken. Ich genoss noch weitere Minuten der Freiheit, als wir endlich in Richtung Tofino aufbrachen. Ich träumte schon von endlosen Stränden und Hostel mit Meeresblick, als ein vertrautes Krachen die Runde machte. Ich weiss wie sich ein platter Reifen anhört, nämlich genau so wie dieses rumpelnde Geräusch an der Hinterachse. Das französische Pärchen vor mir warfen schon mit Ursachenerklärung um sich, als der Bus verlangsamte und an die rechte Strassenseite hinausfuhr. Wir mussten also wieder nach Port Alberni zurückfahren um den Reifen wechseln zu lassen. Lange Rede kurzer Sinn, ich schaffte es mit eingeplanter Verspätung doch noch nach Tofino. Die Sonne schlich in Richtung Horizont und ich mit ihr.

So endete auch dieser Tag in ruhiger Atmosphäre. Ich schlich mich spät Abend noch heimlich an den Strand und musste feststellen, dass Dutzende meine Idee kopiert hatten. So verlegte ich das Alleine-am-Strand-.Sein auf den frühen Morgen und würde nicht enttäuscht werden. Wieso ich an diesem besagten Morgen meine kurzen Hosen anzog, wird mir noch bis Heute ein Rätsel bleiben. Ich schlotterte im Morgengrauen in Richtung Sandbank und nippte an meinem heissen Kaffee (Starbucks natürlich).

Um diesen Bericht nicht mir Fotos zu überlasten, müsste ich jetzt eines weglassen, wozu ich mich aber strikt weigere – weiter im Text. Die Sonne kam und erwärmte allmählich die Umgebung und meine tiefgefrorenen Beine. Die ersten wagemutigen Surfer begaben sich ins Wasser, um den starken Wind uns seine erzeugten Wellen auszunutzen. Ich schlenderte noch eine ganze Weile durch den Sand und kehrte erst gegen Mittag ins Hostel zurück, wobei mich einer dieser Wellenreiter in seinem alten VW-Bus mitnahm. Vom Meeresduft inspiriert kaufte ich mir einen halben Lachs und grillte ihn mit zahlreichem Gemüse zu einem wohlschmeckenden z’Vieri. Die restlichen Tage verbrachte ich an den zahlreichen Stränden, im üppigen Regenwald und bei gemütlichem Biertrinken mit den Hostelbewohnern.

Die Rückfahrt verlief ohne Zwischenfälle und auch die betrunkenen Busbewohner schienen sich in die weiten der Wildnis verzogen zu haben. o ich in Victoria hautnah dem Tod entronnen bin und wieso die Faszination von Massenunterkünften immer noch am Leben ist, lesen Sie im nächsten Bericht.

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