(Ge)Rede

Wasser tropfte unablässig auf die Veranda, bis sich ein kleiner Bach bildete. Ich schaute mir gerade die Jahresrede an, welche im Bundeshaus vor Wochenfrist aufgezeichnet wurde. Anders kann ich mir die traurige Miene des Überbringers nicht erklären. Vor schalem Hintergrund quälte er sich in seinem Anzug durch die Sätze und sprach von Aufschwung. So wie das Wetter, befindet sich auch unser Land in einem Allzeithoch. Geld fliesst, wie das Wasser auf meiner Veranda, bis es in den Bach mündet und diesen dann hinab. ?Lückenloser Arbeitswillen durch die fachmännische Bereicherung unserer Nachbarn?. Wir heissen sie willkommen, geben ihnen einen warmen Empfang und machen ihren Auslandaufenthalt zu einem unvergesslichen Erlebnis. Wir winken ihnen auch jeden Abend hinterher, wenn sie zu ihrem Häuschen hinter der Grenze fahren. Beschweren müssten wir uns nicht. Bescheidenheit sei der Charakterzugs des Schweizers. Bescheiden war auch das Hochdeutsch, in dem er uns allen ein schönes neues Jahr wünschte. Ich wechselte den Kanal und schaute ein Fussballspiel. Die Auswärtsmannschaft gewann... dies störte mich doch ein wenig. Nicht weil ich es den Gästen missgönnt hätte: doch ausser dem Trikot war kein wesentlicher Unterschied auszumachen.

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