Die Mücke überraschte mich im Schlaf. Hinterlistiger Blutsauger fluchte ich am Morgen danach, als ich die rote Geschwulst auf meiner Nase entdeckte. So konnte ich mich in der Öffentlichkeit natürlich nicht sehen lassen, deshalb blieb ich auch eine Woche lang zu Hause. Mein Chef nahm es mit einer verdächtigen Gelassenheit hin und murmelte etwas von besserem Arbeitsklima. Doch was macht man nun eine Woche lang? Auch schlafen wird irgendwann zu anstrengend und lesen erfordert mindestens ein Buch. Da wurde ich von einem Gedanken erschlagen, der die List eines Luches und die Frechheit eines Fredchens besass ? Telefonterror. Die Zeit der Rache ist gekommen. Das Ralph-Imperium schlägt zurück, ohne Rücksicht auf die Telefonrechnung. Der Plan war genau so einfach wie genial. Am nächsten Morgen würde ich um sieben Uhr in der Früh mit dem Telefon in der Hand und dem Adressbuch in der Westentasche, all die Menschen aus dem Schlaf reissen, die mich jahrelang von meinem Schönheitsschlaf abhielten. Mit grimmigem Grinsen und lebendiger Leidenschaft wählte ich die erste Nummer. Nach einer Stunde musste ich ernüchternd feststellen, dass die Menschheit krank ist. Jeder, aber auch wirklich jeder war schon aus den Federn. Dem nicht genug: sie wünschten mir auch alle noch einen guten Morgen. Was ist los mit dieser Gesellschaft? Haben wir Angst um sieben Uhr etwas zu verpassen? Das einzige was den meisten entgeht, ist der Schlaf. Frustriert ging ich vorzeitig in mein Büro: da klingelt das Telefon wenigstens nicht!