Der Betriebsausflug

Panik machte sich in unserem kleinen Vierwandbüro breit. Gedanken versuchten verzweifelt  Ausreden, ernst vorgespielte Entschuldigungen, noch unbekannte Krankheiten, zu erfinden. Bei jedem ist das Internet aufgeschaltet, um vielleicht die ultimative Antwort im Netz des Wissens zu finden. Richtig, es war wieder einmal soweit. Das Gerücht des jährlichen Betriebsausfluges machte die Runde.
Einer der hohen Kadertiere denkt sich etwas Originelles aus und wir müssen es danach einen Tag lang ausbaden. Die Leute zusammenschweissen, zeigen, dass der Vorgesetzte auch nur ein Mensch mit Löcher in den Zähnen und Haaren auf der Brust ist. Doch wieso können wir nie bestimmen, wo der Spass diesmal die Lust verliert? Letztes Jahr stand alles unter dem Motto: Back to the roots. Diese Drohungen müssen dann auch immer auf Englisch formuliert werden, damit die Abgeklärtheit und die Cleverness des „Events“ sichtbar wird. So verbrachten wir 9 Stunden in einer Papiermühle und fertigten unser eigenes Papier. Wir durften es sogar mit nach Hause nehmen. Aber nicht in diesem Jahr. Nicht mit mir. Zu allem Übel wirst du dann noch gezwungen, Freude zu zeigen. Sonst wird die Teamstruktur gestört und Missgunst könnte in unser Arbeitsverhältnis einbrechen. Ich mag meine Mitarbeiter ja eigentlich und sie mögen mich. „Wenn wir diesmal in eine Bleistiftfabrik gehen, um unseres eigenes Sortiment zusammenzubasteln, künde ich“, flüsterte mir ein Kollege zu – er meinte es ernst.
Ich für meinen Teil werde dem Schicksal ins Antlitz schauen und mir immer wieder leise zuflüstern: „Noch dreissig weitere Male und dann bist du pensioniert“.

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