Das Taxi aus dem Norden

Ich kam, sah und verpasste den Zug. Dies war aber nicht weiter tragisch, da ich ohnehin nicht Zug fahren wollte. So bestellte ich mir ein Taxi und kam drei Tage später in Olten an. Dies erscheint lange, doch wenn man betrachtet dass ich in Oslo gestartet bin, trägt das schon eher zum Verständnis bei. Was ich allerdings in Olten zu suchen hatte, war schon eher seltsam. Freiwillig stieg ich nicht dort aus. Da mir aber schon in Berlin das Geld ausging und ich nur durch das Verpfänden meiner Seele samt Inhalt weiterfahren durfte, erschien mir die erreichte Destination als kleiner Erfolg.
So betrat mein seelenloser Körper die Bahnhofshalle und erblickte ein Gesicht, das mir irgendwie bekannt vorkam. Ein arg abgekämpftes Gesicht der Trostlosigkeit schaute mir in die tief geröteten Augen. Schwarze Ringe umrandeten das Blickfeld meines Kopfes. Es schien mir von Nutzen meine Sonnenbrille aufzusetzen, die ich in Frankfurt dem Taxifahrer verkaufte um noch ein paar Kilometer zu gewinnen.
So standen wir uns nun also gegenüber. Wie in einem Western, nur dass an Stelle eines Salons das Bahnhofsbistro in neonroten Antlitz leuchtete. Was sollte ich nun sagen. Einer Person, die man schon so lange nicht mehr gesehen hat. Ein Mensch, der einem so sympathisch wirkte als man ihn noch kannte. Vielleicht könnte ich das Eis mit dem Anbieten einer Zigarette brechen, welche ich meinem Chauffeur schon in Den Haag abgeben musste.
Noch eine ganze Weile verharrten wir in regungsloser Position, den Worten nachrennend, der Verlegenheits- Ohnmacht.
Der Zug setzte sich in Bewegung und mein Gegenüber sprang von Fenster zu Fenster. Immer schneller und schneller und verschwand schliesslich wie der Zug  von der Bildfläche.
Ich nahm mir für den Rest des Weges ein Taxi und verschenkte noch das Ansehen, welches ich eins hatte!

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