Dabei sein ist überbewertet
- Details
- Erstellt: Donnerstag, 12. August 2010 09:33
- Zugriffe: 3867
Gerade als der Mond aufzugehen schien zog eine unverschämt schnelle Wolke vorbei, die das Licht in meinem Zimmer eindämmern liess. Ich nahm es ihr nicht übel. Ein sinnlos verschwendeter Tag liegt hinter mir, der gut begonnen hatte, jedoch schon vor dem Mittagessen die falsche Richtung einschlug. Mein direkter Vorgesetzter vergewisserte sich mit zusehends verbitterter Miene nach dem Einreichen des Berichtes, den meine Wenigkeit im Gefecht des Alltagstrotts vergessen hatte. Ein simples „bin nicht fertig“ hätte mir vielleicht noch ein Zeitpolster verschafft. Doch der Mensch ist ein geborener Lügner. Dies ist mitunter ein Grund, warum ein Jurastudium eine gute Investition in seine eigene Zukunft ist. Es spielt keine Rolle ob es notwendig ist die Unwahrheit zu sagen, oder nicht, die Angelegenheit verschärfte den Verdacht, ich sei faul. Dies stimmt so auch. Die Frage nach einem glaubwürdigen Alibi drängte sich mir auf. Da schoss mir ein Satz in, durch und um meinen mit Haarpracht gesegneten Kopf. So ein Moment, der in jeder dieser Sonntagnachmittag-Hollywood Produktion vorkommt, wo der Hauptdarsteller anhand eines Satzes, den ihm sein verstorbener Vater oder sein Lehrer, der vielmehr sein Mentor und den Ersatz des vorhin erwähnten Vaters ist, die entscheidende Idee hat und sein Leben ein einziges Watteluftschloss in unerträglichem Dauersonnenschein wird. Ja, solch einen Gedanken hatte ich. „Passe dich immer deiner Umgebung an“. Ich erinnere mich nicht mehr, wer dies zu mir gesagt hat. Mein Vater lebt noch, meine Lehrer haben bei weitem nicht einen Mentorstatus. Deshalb schlage ich meine Jugendfreundin vor, die mich trotz allem Übel uneigennützig in jeder Lebenslage unterstützt – ja, das funktioniert nun.
Seit diesem Tag beherzige ich diesen Rat. Ich passe mich an. Ich weine nur noch, wenn es regnet. Ich lache jedoch nicht, wenn die Sonne scheint. Warum auch? Die Sonne lacht ja auch nicht. Den Bericht habe ich niemals abgegeben. Meine Begründung, dass Papierverschwendung besser für die tausende von Marketingkonzepten aufgehoben wird, fiel bei meinem Vorgesetzten durch. Arbeitslos bin ich nun, sicher. Doch ich passe mich der Umgebung an und lüge auch wenn es nicht einmal nötig wäre und erzähle die Wahrheit, die manchmal wahr, des Öfteren jedoch gelogen ist!