Schreiblaus

Lustlos tippt Herr Laus auf seiner Tastatur herum, auf der Suche nach fesselnden Themen. Das Abendessen wartet schon seit mehreren Tagen im Kühlschrank, der weniger gefüllt ist als ein Konzert von DJ Bobo. Ein Meeresfrüchtesalat schlummert noch heimlich im Ozean, als ein Gewitter vor seinem Fenster losbricht. Ein Gedankenblitz bleibt jedoch aus und so grollt nur ein einsamer Donner in seinen Gehirnwindungen.   Zeilen die die Welt bedeuten. Geschriebenes, dass auch noch Jahrzehnte später von Literaturprofessoren rezitiert wird. Er lehnt sich zurück und begnügt sich damit, diesen Morgen immerhin den Kaffee selbst gemacht zu haben. Die Zeit für seinen Humor ist noch nicht gekommen, der Intellekt der Menschheit muss sich noch ein wenig weiterentwickeln. Bis dahin wird er nur leicht verdauliche Kost servieren und über Blumenwiesen und Sonnenuntergänge philosophieren. Emotionales Schreiben war sowieso nie seine Stärke. Starke Gefühle finden nur selten Einhalt in seinem Herz. Herzliches Beileid wünscht er sich selber jeden Morgen, wenn er sich im Spiegel betrachten muss. Herr Laus nimmt es wie es kommt. Viel anderes bleibt ihm auch nicht übrig. Doch nun rasen die Finger über die Buchstaben und allmählich bilden sich Wörter, Sätze, ein Text. Völlig erschöpft betrachtet er sein Werk und muss feststellen, dass Schreiben nicht einmal so schwer ist. Man muss nur die Ansprüche tief halten und so tun, als gäbe es überhaupt nichts Schwierigeres auf dieser Welt, als das zu tun, was er gerade vollbracht hat. Ein Schreiben das vielleicht nicht die Welt bedeutet, aber manchmal doch eine Bedeutung in der Welt findet!

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