Die Fettnäpfchentruppe auf vier Rädern (in limitierter Ausgabe)

Life is a fucking Roundabout

 

Wie gesagt; diesmal gab Herrn Thürkauf,

Meister des Fettnäpfchens, keine Zusatzshow und so mussten Zubi und Eric die Kastanien für ihn aus dem Feuer holen – sie traten oft... sehr oft in

ein tiefes, klebriges, manchmal auch weinrot gefärbtes Fettnäpfchen...

 

Zivilisation ade

Treffpunkt Bushaltestelle der Linie 50 um 8:41 Uhr. Klingt einfach, ist es daher auch. Kurze Rede langer Sinn: Sie begrüssten sich schliesslich herzlich beim Flughafen Mulhouse in Basel. Da Eric auf sein tragbares Mobiltelefon verzichtete, musste Zubi für die funktechnische Verbindung zur Zivilisation sorgen, was ihm in den meisten Fällen auch recht gut gelang. Da der Flughafen Basel zum Glück noch Raucherzonen hatte, verzichtete Eric auf einen letzten Nikotinschub vor dem Check In. Wie ein begossener Pudel stand er vor dem Gate und hatte die Welt und ihre „dem Rauchen feindlich eingestellten Mitbewohner“ schon tausendfach verflucht und bestellte sich als Ersatz einen Kaffee auf französisch. Dies bedeutete den ersten Tiefpunkt seiner ganz persönlichen Reise. Zubi genoss den Triumph recht gehabt zu haben. Die Maschine hob ab und zurück blieben nur der Arbeitsalltag und ein bläulich, nebliger Dunst auf der Herretoilette... der Schuldige wurde nie gefunden.

 

Autos, Karten und Gebührenpflicht

Frohen Mutes die irische Nation zu beglücken, schritten Zubi und Eric den Gepäckstücken entgegen, die auch prompt kamen. Noch schnell zum Autovermieter den reservierten Wagen abholen und schon ging es der Strasse in Richtung Westen entgegen. Wäre da nur nicht der Zwischenfall mit eben diesem Autovermieter gewesen. „You are under 25, no car“. Mist, nicht schon wieder. Ich langweile Sie hier jetzt nicht ausführlich mit den erneuten Strapazen (in Schottland vor drei Jahren war Ihnen das gleiche widerfahren Anm. d. Red.) sondern springe gleich zum ersten Abend, der in Athlone verbracht wurde.

Nachdem sie eine gebührenpflichtige Autobahnbrücke passiert hatten auf der es weit und breit keine Gebühren zu bezahlen gab und dem Ausfindigmachen einer Strassenkarte, die, sagen wie einmal, rudimentär anzeigte wie der Strassenverlauf sein würde, befanden sie sich beim Abendmahl und diskutierten die neue Route. Das Ziel Westküste würde schon am nächsten Tag erreicht werden, da waren sie sich sicher. Das Bed&Breakfast lag ein wenig ausserhalb der Stadt und da trinken nur in Gesellschaft wirklich einen Wohlfühleffekt hervorzaubert, kauften sie noch eine Flasche Rotwein und fuhren zurück. Im Zimmer angekommen wurde über so manches philosophiert. Die Diskussion spitzte sich zu und Hände wurden in alle Himmelsrichtungen verworfen. Kurzum: Rotweinfleck auf der Decke in der Grösse von Irland. Sollte man sich nach dem irischen Breakfast, welches unter aller Sau war (muss man hier doch in solcher Deutlichkeit sagen) so schnell wie möglich aus dem Staub machen oder den Anstand bewahren und ihr das Malheur Rotweinfleck schonungslos vor Augen führen? Sie entschieden sich für den Mittelweg und Eric bezahlte ihr etwas für die Reinigung. So machten sie sich klammheimlich im Morgengrauen aus dem Staub und hätten sicherlich gerne den entsetzten Blick der Lady gesehen, als sie das ruinierte Betttuch entdeckte.

Die Strasse wurde eng und kurvenreich. 100km/h war angezeigt. Sie hielten sich so gut es ging an die Begrenzung und schlängelten mit gemessenen 50km/h und gefühlten 150km/h durch das Kurvenmeer in Richtung Westküste.

 

B1Der besoffene Paddy

Die Strasse erhob sich und führte geradewegs in den Horizont hinein. Es wurde ruhig im Auto, so als ob sich zwei Fremde zum ersten Mal begegneten. Irgendwo hingen die Gedanken zwischen dem Alltag, den Ferien und der Möglichkeit, nie wieder arbeiten zu müssen. Genau kann ich Ihnen dies jedoch nicht bestätigen. Auf einem Parkplatz mit Meer- und Klippensicht wurde eine Pause eingelegt. Ein kilometerlanger Strand breitete sich vor den Augen aus. Insgeheim wurde schon entschieden, wo sie diese Nacht verbringen werden. Bis dahin war es jedoch noch ein ganzes Stück. Ein Bed&Breakfast gleich die Kleinstrasse hinunter wurde ins Auge gefasst. Sie klopften an und was da die Türe aufmachte war weder ein menschliches Wesen, noch eine Art Ungeheuer. Es war der besoffene Paddy. Ein etwa 60 jährig alter Mann, schiefe Brille auf der Nase, die Hosen wohl schon einige Wochen nicht gewaschen und ein Englisch, dass nicht so leicht zu entschlüsseln war. Hier fühlten sie sich wohl und bezogen unser Zimmer. Später lernten sie noch den Chef des Hauses kennen. Der Hausdrachen schien hier ganz klar das Heft in der Hand zu haben und so verdrückte sich der besoffene Paddy in das Wohnzimmer, wo er wohl dem Whiskey seine Aufwartung machte.

Leicht benebelt schlenderten, sprangen, rannten, lagen, wateten, sie am Strand unten, der bei Ebbe wie ein Spiegel das Weltall, oder weniger dramatisch gesagt, den Himmel reflektierte. Baulmers ist eine Biersorte, die mit Eis im Glas getrunken wird und scheusslich schmeckt... dies nur so ganz nebenbei.

Das Städtchen wo der besoffene Paddy wohl schon sein ganzes Leben verbringt und vielleicht vom jetzigen Zeitpunkt aus verbrachte, hiess Lahinch. Klein, gemütlich, touristisch angehaucht, jedoch in der Nebensaison den Iren zurückgegeben. Auf der Terrasse eines Restaurants direkt am Meer liess sich ein Guinness am besten geniessen. Sie genossen es in jeder Lebenslage, aber mit solch einer Szenerie schmeckte das schwarze Gebräu besonders gut. Was an diesem Abend noch so alles passierte ist nicht erwähnenswert für euch Leser, war jedoch einer der schönsten und auffallend „langweiligen“ Abenden der ganzen Odyssee.

 

Warum Karten manchmal verwirrend sein können und wie ein Dorfalkoholiker einen Taxiservice führen kann lesen Sie im zweiten Teil von: Die Fettnäpfchentruppe auf vier Rädern (in limitierter Ausgabe) unter dem diesjährigen Motto: Life is a fucking Roundabout.

 

Vielen Dank für das Interesse an unserem kläglichen Leben, das wir trotzdem oder genau deswegen so sehr lieben!

 

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