Literatur Literatur

Adams Flucht

Adam spaziert jeden Sonntag Morgen den gleichen Weg, um für seine Freundin frisches Gebäck zu holen. Unterwegs hält er manchmal um einen Kaffee in Ruhe und Bescheidenheit zu trinken. Doch nicht an diesem Tag. Wie gewohnt wirft er seinen Mantel um, schliesst die Türe zu und klappt den Kragen hoch, um dem kalten Wind zu trotzen. Er läuft die Strasse hinab, biegt in eine kleine Seitengasse ein und wechselt wie gewohnt das Trottoir an der selben Stelle wie sonst auch. Noch fünfundzwanzig Schritte bis zur Bäckerei, noch zehn, fünf, vier, drei, zwei, eins... er bleibt stehen, sieht ins Schaufenster und fragt sich leise: ?Was mache ich eigentlich hier?. Gebäck kaufen ist die simple Antwort. Diesmal steckt jedoch ein wenig Tiefsinn mit drin. Es ist das hundertste Mal, dass ihn sein Weg hierhin führt. Adam spielt gerne mit Zahlen und so beschliesst er, einfach weiterzugehen. Ohne Rücksicht auf die Repressalien, wenn er ohne Fracht nach Hause zurückkehrt. Er läuft so schnell ihn seine Beine tragen. Hinaus aus der Stadt, hinaus aus seinem Alltag. Niemand kann ihn nun noch aufhalten. Fest davon überzeugt, das verlorene Glück der letzten Jahre wiederzufinden. Zwei Jahre sind seither vergangen, ohne dass Adams Freundin jemals ihr frisches Gebäck bekommen hätte. Sie hat sich neu orientiert und wohnt nun mit Eva zusammen, die jeden Sonntag zum Bäcker läuft. Adam ist vermisst, ohne wirklich vermisst zu werden. Tragisch, doch es lernt uns, nie ganz hundert zu sein!

Antwort als Frage

Belüge ich mich gelegentlich? Manchmal sicher. Bin ich mir selber immer treu? Nicht immer. Wenn ich diese Fragen anders formuliere, erhalte ich eine andere Antwort. Belüge ich mich? Nein. Bin ich mir selber immer treu? Ja. Je kürzer die Frage ist, desto präziser fällt die Antwort aus. Wir können Gefühle nicht in ihrer ganzen Form nehmen. Deshalb brauchen wir Wörter wie: Manchmal, gelegentlich, teilweise, oft, selten. Ich kann natürlich die Frage : Belüge ich mich? auch mit einem Ja beantworten. Doch dann meine ich im Moment und ersetze dadurch das gelegentlich in der Frage: Belüge ich mich in dieser Situation, bei einer bestimmten Handlung oder Denkweise? Somit fallen all diese situationsbeschreibenden Wörter weg. Was passiert aber, wenn ich die Frage mit dem situationsbeschreibenden Wort, mit einer präzisen Antwort bestätige? Belüge ich mich gelegentlich? Ja. Somit habe ich die ganze Reichweite dieses Wortes mit zwei Buchstaben zusammengefasst, aber verneine dadurch, dass es sich nur um eine situationsbedingte Frage handelt. Ich kann diese Frage mit einem präzisen Ja oder mit einem ausweichenden manchmal sicher beantworten. Es ist nicht wichtig, welche Antwort wir auf die Frage geben. Viel wichtiger ist die Frage selber, die wir formulieren. Manchmal kann dies verwirrend sein, Ja. Habe ich Sie belogen?

Irgendwie Anders

Dummheit ist käuflich. Gehen Sie auf die Strasse und betrachten Sie einmal in aller Ruhe die Bekleidung der jungen Bevölkerung und derer die das Gefühl haben, sie seien es noch. Ordinäre Gleichheit wo man auch hinblickt. Sollten wir nicht einmal den Versuch starten und die modische Revolution eines Kartoffelsacks lancieren. Es gibt bestimmt jemand der anders sein will und es gibt bestimmt Millionen von Menschen, die das dann auch sind. Anders: was heisst das? Nicht so sein wie eine bestehende Form. Sich abgrenzen und dies auch überdeutlich demonstrieren. Doch wenn jeder anders ist, ist er dann nicht gleich... wahrscheinlich schon ? nur anders. Aber urteilen wir nicht länger, sondern unterstützen den Trend des Charakterverlustes und der Egobildung in Gruppenform. Vielleicht ist das Ganze ein wenig zu abstrakt. Es sei Ihnen nicht vergönnt, ein Beispiel vor Augen geführt zu bekommen. Neulich belauschte ich, nein vielmehr wurde mir das Gespräch aufgedrängt, zwei junge, dynamische Frauen beim Schwatz. Es ging soviel ich mitbekam um die farbliche Abstimmung von Hose, Oberteil und Kopfschmuck. Mir kamen sogleich die englischen Society-Damen mit ihren monströsen Hüten bei den Pferderennen in den Sinn. Aber ich glaube um das ging es nicht. Leider schweifte ich dann ein wenig ab und versuchte mir vorzustellen, wie Farben nicht zusammenpassen können und wieso eigentlich keiner auf die Idee kommt, Frühlingsmode im Herbst zu tragen... aber unsereins versteht von solchen Weltgeschehen nun einmal nicht sehr viel und so komme ich wohl niemals hinter die Antwort, warum Styling über das Sein und Nichtsein einer Person entscheidet ? ich bleibe aber dran!

Dummes Gespräch

-Darf ich dich fragen warum? -Warum bin ich so dumm? -Ich wollte sagen nicht intelligent, -weil mich niemand richtig kennt, -diese Antwort passt so gar nicht zu dir -so manches passt nicht zu mir, -weil du denkst anders zu sein? -weil alle denken ich bin es? Nein, -? -versuchst du mir auszuweichen? -ich habe nicht immer Worte, -einer von dieser Sorte, -woher soll ich denn nun wissen, -hast du deine Frage vergessen? -es ging mir eigentlich nur darum, -bin ich anders oder einfach dumm, -weil du schlussendlich wie alle bist, -nur weil du nicht weisst, was anders ist, -so zu sein wie alle, ohne es zuzugeben, -da liegst du daneben, -dann sage mir, was anders heisst, -zu dumm dass du das nicht weißt, -vielleicht einfach nicht intelligent, -vielleicht weil dich niemand richtig kennt!

Zwei Personen stehen Schlange

-Ich hasse dieses kalte Wetter. -Warum sind Sie dann hier. -Weil ich mir ein Ticket kaufen will. -Da kann das Wetter doch nichts dafür. -Wer fragt denn Sie? -Sie! -Ich wollte nur ein wenig Konversation machen. -Da sehen Sie einmal, wohin das führt. -Sie müssen ihre schlechte Laune nicht an mir auslassen. -Sie scheinen mir aber ein geeignetes Opfer. -Genau wegen Menschen wie ihnen ist die Welt wie sie ist. -Da laden Sie mir aber eine gewaltige Schuld auf. -Da sind Sie überfordert? -Nicht wirklich, aber wenn ich sehe dass Menschen wie sie darin leben, kann man schon auf graue Gedanken kommen. -Ich beende hiermit das Gespräch. -Ich fange es hiermit wieder an. -Sie benehmen sich wie im Kindesalter. -Sie haben dazu auch die passende Frisur. Kurze Pause -Gehen Sie mir bitte aus dem Weg, ich werde aufgerufen. -Da spricht tatsächlich jemand freiwillig mit ihrem Gesicht? -Auf diesem Niveau bin ich nicht bereit zu diskutieren -Wissen Sie was sie neben dem kalten Wetter noch hassen sollten? -Beleidigen Sie mich ruhig, nur zu. -Dass ihre Nummer schon durch ist. Gehen Sie mir bitte aus dem Weg, ich werde aufgerufen. Ende

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