Literatur Literatur

Organisierte Spontaneität

Der Saal füllte sich langsam mit Gesichtern aus Politik, Wirtschaft und anderen Wichtigkeiten. Ich hielt mich krampfhaft an einem Glas Champagner und studierte die verschiedenen Krawattenmuster. Gewagtes war bis auf eine Ausnahme nicht auszumachen, diese hatte dafür das Prädikat „waghalsig“ verdient.

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Mögen hassen

- Ich hasse die Menschen -Alle? -Ja, alle. -Also hasst du mich auch? -Alle ausser dich. -Warum hasst du dich selber? -Ich hasse mich nicht. -Du hast gesagt alle ausser mich. -Und mich. -Das wären dann schon zwei. ... -Hasst du diesen Mann dort drüben auch? -Weiss nicht, den kenne ich nicht. -Er ist aber auch ein Mensch. -Gut, ich hasse nicht alle Menschen. Die meisten aber schon. -Und wen magst du nicht? -Was? -Welche Menschen magst du nicht? -Habe ich doch gerade gesagt: die meisten. -Ah, ich dachte du hasst sie nur? Jetzt magst du sie auch noch nicht? -Das ist dasselbe. -Und wenn ich sage: Ich hasse diesen Menschen weil ich ihn nicht mag? -Was ist dann? -Das frage ich dich. -Keine Ahnung, lass mich in Ruhe. -Magst du mich nicht mehr? -Ich hasse dich!

Schwarz - Weiss

Ich rede unendlich über Gesagtes. Sinne verschliessen sich, als wenn die Welt in ein Vakuum verpackt wäre. Schwarzweisse Umrisse bewegen sich langsam von mir weg, nur ein roter Faden schwebt wie eine Seidenschnur vor mir her. Das eine Ende in der Hand folge ich dem Weg. Halte ich nicht den Anfang? Rolle gesammeltes zu einem Ball zusammen, der stetig grösser und kräftiger wird. Auf einmal hört es auf, doch am Ende bin ich noch lange nicht. Schwarzweisse Umrisse, inmitten stehe ich mit einem roten Knäuel, der einzige Farbtupfer im Bild. Ein leiser Wind geht, doch ich spüre nur die feuchten Nebelschwaden. Ein winziger Sonnenstrahl erhellt die Umgebung, so blass wie ein Wasserzeichen, so durchdringend dass ich geblendet werde. Ich beginne zu gehen, laufen, rennen: doch ich komme nicht voran. Meine Beine mit Blei gefüllt, mein Verstand wie von Watte isoliert. Erschöpft setze ich mich hin und schliesse meine Augen. Farben erhellen, Düfte dringen in meine Nase, Wärme auf meiner Haut ? eine Nacht geht vorbei!

Zeit zu stehlen

Die Zeit schlich sich ohne Vorwarnung unter das Stuhlbein und bis mir in die Achillessehne. Ich langte nach dem Telefon und rief einen alten Freund an, der sich mit Zeitfallen beschäftigte. Gequält ging er am anderen Ende an die Muschel. Er versprach in den nächsten Minuten vorbeizukommen. Er geriet wohl in ein Zeitloch. Vier Stunden später sassen wir gemeinsam auf dem Boden meiner Wohnung und rauchten eine Wasserpfeife. Ringe stiessen in Richtung Decke als er mir die Struktur von Lungenkrebs an die Wand malte. Geld löse sich in Rauch auf, waren seine letzten Worte, bevor er sich mit intellektueller Miene auf den Rücken legte. Ich übernahm das Schwert und hoffte auf meine Unwissenheit. Jeder Obdachlose würde rauchen, so teuer kann dies gar nicht sein. Seine langen Atemzügen kamen mir bekannt vor. Die Wasserpfeife in der Hand lauschte ich der Stille. Prozentual gesehen werden die Obdachlosen zu neunzig Anteilen von der Gesellschaft getragen. Sie nutzen die Zeit um Zeitlosen genau diese zu stehlen. Es ist die grösste Zeitfalle die auf dem heutigen Planeten existiert. Obdachlose haben Zeit, die sie von Bürgern kriegen, die arbeiten gehen um diesen Menschen eine Existenz zu geben. Ich nickte bejahend und deklarierte es ebenso als die grösste Zeitfalle, die auf unserem Planeten herrscht. Der Rauch schwebte unter der Decke, als ich wieder alleine am Tisch sass. Die Beine habe ich auf eine stehen gebliebene Uhr gestellt. Es kam mir wie ein Blackout vor, welches ich wieder vergessen hatte! Verantwortlich Eric Trinkler

Realitätsforscher

Ich lebe in einer Welt die von Trugsucht und Entfremdung geprägt ist. Wir sind eine Generation von Realitätsforschern, immer auf der Suche nach unseren Idealen. Wir verlangen nicht viel, nur die Anerkennung uns selber sein zu dürfen. Ich blicke jeden Morgen in den Spiegel und sehe ein Gesicht, das von Kampf geprägt ist. Ich erkenne mich nicht wieder, weil ich nicht weiss wer ich bin und wohin mein Weg mich führt. Aufstehen wenn man am Boden ist, das Gesicht gegen den Wind halten, immer wiederkehrende Leitsätze, gepredigt von denen die einen niederschlugen, die den Sturm säten. Versuche einmal aufzustehen, wenn dir der Boden unter den Füssen fehlt, versuche dem Wind zu trotzen, wenn du dabei nicht atmen kannst. Werfe deine Ideale niemals über Bord, denn irgendwann sind dies genau deine Gründe, welche dich davon abhalten, jemanden niederzuschlagen und einen Sturm zu sähen. Die Trugsucht und Entfremdung macht uns zu Fremden, Fremde auf der Suche nach ihrer Realität.

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