Literatur Literatur

Dokumentation Mensch

Ich habe mich bis jetzt eigentlich noch nie mit Selbstmord auseinandergesetzt. Weder bin ich masochistisch veranlagt, noch empfinde ich die Lust mir selber Schaden zuzufügen. Ich zwang mich dennoch einen ganzen Abend lang MTV zu schauen. Die Neugier trieb mich herauszufinden, warum Millionen von Menschen sich daran erfreuen, anderen bei ihren Selbstdarstellungen zuzuschauen. Ich will etwas aus meinem Leben machen, meine Talente fördern lassen ohne Talente zu besitzen, mich verkuppeln und anschliessend Heiraten um mich dann wieder scheiden zu lassen, Widrigkeiten über mich ergehen lassen, mich beim Sex filmen lassen - so stelle ich mir den Inhalt eines Vertrages vor, bevor man in einer dieser Shows antreten darf. Ich lasse einfach machen. Ich habe meinen ersten Kuss auch als misslungene Angelegenheit abgehakt, ganz zu Schweigen von der ersten Verabredung. Als mir zum ersten Mal mein Pausenbrot gestohlen wurde, fühlte ich mich auch meiner Kindheit beraubt. Doch ich nahm es wie ein Mann und nahm stattdessen nur noch Obst mit in die Schule: das wollte keiner. ?Es ist einfach unterhaltend?. Lassen wir gelten. ?Dabei muss man nicht denken. Ich kann mich einfach entspannen?. Lassen wir auch noch gelten. Doch wenn man über drei rote Ampeln fährt, damit man rechtzeitig zu Hause ist um jemandem dabei zu beobachten, wie er mit seinem homosexuellen Mitbewohner über Intimrasur (entspricht einer Tatsache: nicht erfunden) spricht, ist die Unterhaltung für mich vorbei. Der Iran hat MTV aus dem Programm gestrichen ? warum gelingt dies dem zivilisierten Westen nicht. Gut, ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Diesen Vorwurf lasse ich gelten. Man muss diesen Kanal ja auch nicht schauen: man darf. Wenn mir jemals die Ideen ausgehen sollten, bewerbe ich mich in der Show ?Made? und lasse mir zeigen, wie man Talent verschwenden kann!

Zweiter Blick

Unendlichkeit lässt uns hoffen, Realität mit verbundenen Augen zu sehen. Verstanden muss nicht werden, welche Gedanken einem zu Worte einfallen. Wie jeder einen Sonnenuntergang mit anderen Augen sieht, als er vielleicht gedacht war. Abendrot bedeutet Regen am nächsten Tag und doch geniessen wir den Anblick. Eine Erinnerung die an trüben Tagen hält, ein Gefühlt das bleibt. Die Aussage spielt nie eine Rolle: sondern der Winkel, aus dem man sie betrachtet. Aufgeben ist kein Zeichen von Schwäche. Härte kannst du nicht zwingen zu bleiben. Nur die Sichtweise formt die Erscheinung, die du spuren kannst. Einzig die Unendlichkeit trägst du in dir, mit geschlossenen Augen vor der Realität!

Der Idiot

Wie viele Idioten gibt es auf dieser Welt? Manchmal sicher nicht genug, doch meistens eben zuviel. Zuerst müssen wir das Wort ?Idiot? eingrenzen: ?Ein Mensch der durch sein Geschwätz und Verhalten sich selber und alle andern in ein tiefes Loch der Verzweiflung wirft.? Ein Idiot muss nicht unbedingt dumm sein, ist er aber meistens. Was heisst nun ?dumm??: ?Ein Mensch der durch sein Geschwätz sich selber in eine Ecke voller Selbstüberschätzung und Wohlwollen treibt und alle andern damit in ein tiefes Loch der Verzweiflung wirft.? Es geht also um Verzweiflung und Selbstüberschätzung. Zwei Wörter die mehr Gemeinsamkeiten aufweisen, als ihnen lieb ist. Das lasse ich nun mal so stehen und komme zum Idioten zurück. Es gibt ein unbeschriebenes Gesetz das besagt, dass die Gesellschaft Einzelpersonen als Idioten bezeichnet und dies allgemein anerkannt wird. So einfach ist es aber nicht. Die wahren Idioten sind schwierig zu entlarven und werden oftmals nur als dumm bezeichnet. Da es aber auch intelligente Deppen (dasselbe Wort wie Idiot, nur noch abschätziger) gibt, geht diese Rechnung nicht ganz auf. Es ist also fast ein Ding der Unmöglichkeit, Idioten zu deklinieren. Ich verkaufe sie mit diesem Text sicherlich nicht für dumm, aber ein wenig Verzweiflung gehört schon dazu!

Taugenichts

Habe ich vergessen zu erwähnen, dass ich zu Nichts tauge? Aller Anfang ist ein Fehltritt, jeder Neubeginn eine zwecklose Angelegenheit. Ideenlos renne ich verpassten Möglichkeiten hinterher und zweifle an mir selber. Das ist meine Welt, die niemand so richtig verstehen kann. Zielsicherheit und die pure Angst zu versagen miteinander vereint, nennt man Mut. Mut habe ich, doch versage ich mehr denn das Ziel zu erreichen. Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden, in ein nutzloses Leben zu investieren und dass ich mich hier beklage macht mich auch nicht sympathischer. Heute Morgen habe ich nicht verschlafen ? darauf kann man aufbauen, so meine ich. Gut, es war ein Sonntag und ich konnte ausschlafen: aber kleine Strohhalme sind auch greifbar... zumindest für solche, die zu etwas taugen!

Zwei weisse Flügel

Bin ich einfach nur zu einfältig um tiefgründige Texte schreiben zu können? Fehlt mir dieser Funke Genialität und Absurdheit? Oft ist es die schlichte Faulheit, Zusammenhänge zu verstehen und in ein passendes Muster zu setzen. Den Vorwurf ich wiederhole mich des Öfteren lasse ich gelten. Ich kann doch für die Begriffsstutzigkeit der Leute nichts. Richtig ? das war arrogant. In literarischen Fachkreisen gibt es ?saisonale Hingucker?, also Textschreiber die den Nerv der Zeit getroffen haben. Sie werden von selbsternannten Kritikern als neue Entdeckung in den Himmel der Buchstabenwelt gehievt und dort verstauben diese leichtgläubigen Träumer dann mir zwei weissen Flügeln und zitieren ihre gelungenen Werke auf der Harfe auf und ab... gefrässiges Pack diese Kritiker. Wenn also einmal über dich geschrieben werden sollte: ?Für diesen Text kommst du in die Hölle?, fühle dich bestätigt und mache in einem unbemerkten Moment einen Luftsprung: doch nicht zu hoch, sonst landest du bei der Vorjahresmode mit den zwei weissen Flügeln! PS: War dies nun tiefgründig? Vielleicht ein bisschen absurd...

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